Wenn Seeleute in ihren eigenen Ländern keine dauerhafte Beschäftigung finden, werden nautische Qualifikationen schlicht und einfach aussterben.
Warum Seekabotage wichtig ist
Nationale Seekabotage – das System, inländische Seeverkehrsdienstleistungen durch Staatsangehörige des eigenen Landes erbringen zu lassen, um den Bestand an qualifizierten Arbeitskräften aufrechtzuerhalten und auch in Zukunft menschenwürdige Arbeitsplätze im Seeverkehr zu gewährleisten – ist für nationale Regierungen ein wichtiges Instrument zur Regulierung der Vorgänge in ihren Hoheitsgewässern. So können sie sicherstellen, dass zumindest einige Bereiche des Binnenhandels vom alleinigen Diktat der niedrigsten Arbeitskosten ausgenommen sind und Mindestnormen gewahrt werden.
Viele dieser Schutzklauseln für Seeleute sind heute gefährdet, sowohl durch nationale Regierungen als auch durch geplante internationale Handelsabkommen. Viele Länder sind für ihren Handelsverkehr jedoch auf den Seeweg angewiesen und benötigen maritime Kompetenzen und Erfahrungen für die Regulierung der Seeschifffahrt und die Sicherung ihrer eigenen strategischen Interessen als Schifffahrtsnationen.
Die Förderung maritimer Qualifikationen beschert einem Land zusätzlichen wirtschaftlichen Mehrwert. So kann es neben dem offenkundigen Vorteil der Bereitstellung von Arbeitsplätzen für nationale Seeleute auch von Mehreinnahmen aus dem Handel in der weiter gefassten maritimen Branche an Land profitieren.
Die ITF hat eine Arbeitsgruppe für nationale Kabotage gegründet und damit beauftragt, eine Kampagne zur Aufklärung über die Gefahren internationaler Handelsabkommen durchzuführen, die diese Vorteile zu untergraben drohen. Sie wird sich ferner mit der Bedrohung auseinandersetzen, die von den jüngsten Liberalisierungsbestrebungen in der Schifffahrtsindustrie ausgeht.
Die Mitgliedsorganisationen der ITF können bei der Arbeitsgruppe Rat finden, wie sie sich für die Verteidigung von Mindestnormen und die Sicherung von dauerhafter Beschäftigung in den Schifffahrtssektoren ihrer Länder einsetzen können.
Die ITF-Seeleutesektion hat bereits ein Toolkit für den Erhalt der Qualifikationsbasis im maritimen Sektor zusammengestellt. Das Toolkit soll angeschlossenen Gewerkschaften, die sich für die Anheuerung und langfristige Beschäftigung nationaler Seeleuten einsetzen, als Hilfe dienen.
Falls ihr diese Ressource noch nicht habt, könnt ihr sie bei Steve Yandell von der ITF-Seeleutesektion anfordern: yandell_steve@itf.org.uk. Das Toolkit ist auf Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch erhältlich.
Gerichtserfolg in Kanada
Gleichzeitig ist es unbedingt notwendig, dass die Mitgliedsorganisationen der ITF sich für den Schutz ihrer eigenen maritimen Qualifikationsbasis stark machen. Die Gewerkschaft Seafarers International Union of Canada (SIU) enthüllte vor kurzem mehrere Fälle der missbräuchlichen Erteilung von Arbeitsgenehmigungen, die die nationalen Kabotagegesetze und die Stellung Kanadas als Schifffahrtsnation zu unterminieren drohten.
Infolge der Ermittlungen der Gewerkschaften musste die kanadische Regierung eingestehen, dass mindestens elf Arbeitsgenehmigungen illegal erteilt worden seien. Die Dunkelziffer liegt möglicherweise noch weit darüber. Die kanadische SIU deckte die illegale Ausgabe von Arbeitsgenehmigungen an die Besatzungsmitglieder von Hunderten unter ausländischer Fahne operierenden Schiffen in kanadischen Hoheitsgewässern auf, obwohl auch kanadische Seeleute zur Verfügung gestanden hätten.
In einer Stellungnahme zum Sieg vor dem kanadischen Bundesgericht erklärte SIU-Präsident James Given: "Es ist ungeheuerlich, dass ausländische Zeitarbeitskräfte Genehmigungen für die Arbeit auf diesen Öltankern erhielten, während qualifizierte kanadische Seeleute arbeitslos sind. Das ist ein großer Sieg für unsere Mitglieder, die gut ausgebildet sind und für die Bemannung der Öltanker bereitstehen. Die SIU wird nicht nachgeben, bis diese in kanadischen Gewässern verkehrenden Billigflaggenschiffe mit kanadischen Seeleuten besetzt werden."
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