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Weibliche Verkehrsbeschäftigte sind von den Folgen der Covid-19-Pandemie am stärksten betroffen

30 Nov 2022

Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns und Restriktionen haben die Existenzgrundlagen von Beschäftigten in der ganzen Welt erheblich beeinträchtigt. Die Auswirkungen halten an und werden noch eine ganze Weile spürbar sein. 

Aber auch wenn es für alle schwierig war, so sind die tatsächlichen Folgen doch zutiefst ungleich verteilt.

Aus einem neuen Bericht über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in West- und Zentralafrika, der heute von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) herausgegeben wurde, geht hervor, dass weibliche Verkehrsbeschäftigte überproportional darunter gelitten haben.

Der Bericht mit dem Titel Impact of Covid-19 on women transport workers in West and Central Africa legt dar, dass weibliche Beschäftigte unverhältnismäßig stark vom Verlust ihrer Existenzgrundlagen betroffen waren, einen größeren Anteil der unbezahlten Betreuungs- und Haushaltspflichten bewältigen mussten und zu Hause und am Arbeitsplatz in stärkerem Maße Gewalt und Belästigung ausgesetzt waren. 

Die Auswirkungen der Pandemie auf weibliche Beschäftigte sind nachhaltig und können dazu führen, dass Frauen systematisch von menschenwürdiger Beschäftigung im Verkehrssektor ausgeschlossen werden.  

Eine Bahnbeschäftigte in Nigeria berichtete, wie sie von ihrem Arbeitsplatz verdrängt wurde:

"Als die Arbeit wieder losging, durften die Männer kommen und den Frauen wurde gesagt, sie sollten zu Hause bleiben. Wir baten den Chef, uns wieder arbeiten zu lassen, wir müssten unsere Kinder ernähren. Aber der sagte: Nein, nutzt doch, was ihr habt, um zu kriegen, was ihr wollt, verkauft euch doch einfach."

Eine Beschäftigte in der Handelsschifffahrt in Senegal enthüllte, wie weibliche Beschäftigte gezwungen werden, Belästigung am Arbeitsplatz hinzunehmen, um weiter ihren Lebensunterhalt verdienen zu können: 

"Da manche weibliche Beschäftigte finanziell unter Druck stehen ... und sehr große Belastungen haben ... sind sie manchmal gezwungen, gegen ihren Willen belästigenden Avancen nachzugeben."

Eine Jugend- und Gleichstellungsbeauftragte in Ghana erfuhr von zunehmender häuslicher Gewalt:

"Da die Frauen zuhause mit ihren Ehemännern eingesperrt sind, werden sie häufig von ihnen missbraucht. Wenn ich mit weiblichen Beschäftigten im maritimen Sektor spreche, sagen sie mir, dass sie einen Zufluchtsort brauchen. Sie wollen raus aus ihren Häusern und zur Arbeit gehen."

Eine andere Beschäftigte im öffentlichen Verkehrssektor in Ghana erklärte, dass die Kinderbetreuung eine große Belastung darstelle:

"Es war alles andere als leicht, die Arbeit mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, weil die Schulen ein Jahr lang geschlossen waren und eine Tagesmutter sehr teuer ist... Wir müssten die Nachbarn bitten, auf die Kinder aufzupassen, aber das können wir nicht tun, weil es eine zusätzliche Arbeitsbelastung für sie bedeutet."

Trotz der enormen Herausforderungen haben Verkehrsgewerkschaften und Gewerkschafterinnen weiter einen wesentlichen Beitrag geleistet, um Existenzgrundlagen zu sichern, die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen zu gewährleisten und gegen Gewalt und Belästigung vorzugehen.

Dieser Bericht enthält vier dringende Empfehlungen, wie Gewerkschaften mit Regierungen und Arbeitgebern zusammenarbeiten können, um die Auswirkungen der Pandemie auf weibliche Verkehrsbeschäftigte zu bewältigen und entsprechende Maßnahmen in die Strategien zur Überwindung und Erholung von der Covid-19-Pandemie zu integrieren, und wie Gewerkschaften das IAO-Übereinkommen 190 über Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt als Instrument zur Beseitigung von Gewalt an Arbeitsplätzen im Verkehrssektor nutzen können.

Diese Empfehlungen gehen die unvergleichlichen Herausforderungen für weibliche Beschäftigte an, indem sie Probleme im Zusammenhang mit Gewalt und Belästigung in Angriff nehmen, Gleichstellung innerhalb der Gewerkschaftsbewegung sicherstellen und eine Geschlechterperspektive in den Mittelpunkt der Krisenbewältigungspolitik stellen.

Der vollständige Bericht kann hier abgerufen werden.