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ITF und ETF unterstützen Pilot*innen in der Frage der Flugsicherheit

NACHRICHTEN 30 Mar 2023

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) haben ihre Unterstützung für die drei großen Pilotenverbände erklärt, die gemeinsam eine deutliche Erklärung gegen die Reduzierung der Cockpitbesatzung herausgegeben haben.

Der Weltpilotenverband IFALPA, die Europäische Cockpitvereinigung (ECA) und die Air Line Pilots Association, International (US-ALPA) bezeichnen den Flugbetrieb mit nur einem Piloten (Single Pilot Operations) zurecht als eine "Gefahr für die Flugsicherheit."

ITF und ETF bringen in der Erklärung auch ihre Meinung zum Ausdruck, dass der Vorstoß zur Reduzierung der Anzahl von Besatzungsmitgliedern im Cockpit nichts anderes als ein auf Gewinn ausgerichtetes Vorhaben ist, das ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt.

In den letzten sechs Monaten waren die Luftverkehrsbranche und die breite Öffentlichkeit Zeugen einer aggressiven, von Unternehmen geführten Lobbykampagne bei Regulierungsbehörden in aller Welt mit dem Ziel, die Cockpitbesatzung unter dem Deckmantel des technischen Fortschritts zu reduzieren.

Die ITF als globaler Gewerkschaftsverband und die ETF als ihr europäischer Arm, die eine große Anzahl von Pilot*innen sowie Kabinenpersonal, Flughafenbeschäftigte, Personal bei Flugverkehrsdiensten und Luftverkehrsbeschäftigte im Bereich Flugzeugwartung, Reparatur und Überholung (MRO) und anderen Berufsgruppen vertreten, unterstützen die Argumente ihrer drei Schwesterorganisationen und betonen, dass Technologien, ganz gleich wie ausgereift sie sind, Pilot*innen im Cockpit nicht ersetzen können.

Die Pläne zur Reduzierung der Anzahl von Pilot*innen im Cockpit reichen weiter bis zum Konzept des Betriebs mit erweiterter Mindestbesatzung, das auch Folgen für die Kabinenbesatzung haben könnte. Die Verbesserung der Sicherheit und die Höherbewertung der Gesundheit und des Lebens von Fluggästen, Pilot*innen und Kabinenpersonal gegenüber dem Profit ist ein Kampf, der alle Luftverkehrsbeschäftigten aufrütteln wird.

Dazu Edgardo Llano, der Vorsitzende der Sektion Zivilluftfahrt und Generalsekretär der argentinischen Gewerkschaft Asociación del Personal Aeronáutico (APA): "Der Mangel an Pilot*innen und Ermüdungsprobleme gehen Hand in Hand, und keines dieser Probleme wird gelöst werden, indem man die Sicherheit durch die Reduzierung der Besatzung rücksichtslos aufs Spiel setzt. Probleme im Zusammenhang mit knappem Personaleinsatz beschränken sich in der Branche außerdem nicht nur auf das Cockpit. Tatsächlich reichen die Wurzeln des Problems tief, und es gibt keine einfachen Lösungen."

"Die ITF und die ihr angeschlossenen Luftverkehrsgewerkschaften fordern einen New Deal für den Luftverkehr, der die Beziehungen zwischen Arbeitgebern, Regierungen und Beschäftigten auf eine neue Grundlage stellt, indem die Kompetenz von Luftverkehrsbeschäftigten als Profis in Sachen Sicherheit und Gefahrenabwehr anerkannt wird. Zu lange schon wurde das Thema Sicherheit und Gefahrenabwehr nur unter dem Aspekt der technologischen Fehlerbehebung betrachtet, wobei Maschinen einen Ersatz für die Fähigkeiten von Beschäftigten und nicht ein Instrument zur Verbesserung der menschlichen Leistung darstellen. Luftverkehrsunternehmen müssen Sicherheit und Gefahrenabwehr als Investition und nicht als Kostenfaktor begreifen. Die Tage, in denen führende Vertreter der Luftverkehrsbranche für die 'am wenigsten kostenintensive Option' plädieren, müssen gezählt sein."

Sara Nelson, die stellvertretende Vorsitzende der ITF-Sektion Zivilluftfahrt und Präsidentin der Association of Flight Attendants-CWA (USA), erklärte: "Als Flugbegleiter*innen sind wir zuständig für die Sicherheit, die Gesundheit und den Schutz aller Menschen an Bord, auch im Cockpit. Wir mussten bereits Pilot*innen nach einem Herzanfall oder in anderen medizinischen Notfällen wiederbeleben."

"Bei auffälligen Geräuschen oder Luftlöchern schauen die Fluggäste nach uns, um zu sehen, wie wir reagieren. Wir geben die Sicherheitsanweisungen und tun unsere Arbeit als Sicherheitsprofis. Um es klar zu sagen: Nur ein*e Pilot*in im Cockpit ist nicht sicher, und wir werden nicht unter unsicheren Bedingungen fliegen, denn wir wollen unser Leben und das all der Menschen, für deren Sicherheit wir verantwortlich sind, schützen. Stoppt diese unsinnige Gewinnsucht. Wir machen da nicht mit," so Nelson.

Oliver Richardson, Vorsitzender der ETF-Sektion Zivilluftfahrt, Koordinator für Verkehr und nationaler Beauftragter für Luftverkehr bei der britischen Gewerkschaft Unite, fügte hinzu: "Sicherheit im Luftverkehr ist keine Selbstverständlichkeit, sondern hängt von Menschen ab, die weiter zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen, um die Integrität aller Flugzeuginsassen zu gewährleisten. Es liegt auf der Hand, dass Single Pilot Operations das Risiko innerhalb des Sicherheitsmanagementsystems erhöhen wird. Es gibt eine lange Liste von Fällen, in denen zwei Piloten benötigt wurden, um dieses Risiko abzuwenden."

"Der absichtlich herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine 9525 bestätigte die offenkundige Tatsache, dass zwei Pilot*innen erforderlich sind, und die Vorschriften wurden entsprechend geändert. Die Regulierungsbehörden kennen die Risiken bereits und sollten nach ihren eigenen Empfehlungen handeln, statt blind den Fluggesellschaften zu folgen, die nur ihre Kosten senken wollen."

 

VOR ORT