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ITF bringt Toolkit zum IAO-Übereinkommen 190 heraus

NACHRICHTEN 30 Jun 2022

Die Bekämpfung von Gewalt gegen Beschäftigte ist Gewerkschaftssache

Anlässlich des zweiten Jahrestages des Inkrafttretens des Übereinkommens 190 (C190) der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und des großen weltweiten Engagements für das Übereinkommen, das sich in einer verstärkten Aufmerksamkeit für die Problematik von Gewalt und Belästigung, in der Sensibilisierung für dieses Thema und in den bisher 18 Ratifizierungen durch Regierungen niederschlägt, freut sich die ITF, ein neues C190-Toolkit mit Fokus auf dem Verkehrssektor zu präsentieren.   

Die zunehmende Kluft zwischen den Geschlechtern, Arbeitslosigkeit und fehlende Arbeitsplatzsicherheit haben das Risiko für weibliche Beschäftigte erhöht, Gewalt und Belästigung zum Opfer zu fallen. Die Gleichstellung der Geschlechter wurde durch die Covid-19-Pandemie um fast vier Jahrzehnte zurückgeworfen. Deshalb ist es absolut entscheidend, dass die Wiederbelebung der Wirtschaft nicht mit Pauschallösungen angegangen wird, sondern die ungleichen Auswirkungen berücksichtigt werden. Es müssen gezielte Maßnahmen erfolgen, um den Bedürfnissen weiblicher Beschäftigter Rechnung zu tragen. C190 kann unabhängig von der Ratifizierung ein wichtiges Instrument für soziale und rechtliche Reformen sein, um den Aufbau besserer Strukturen zu gewährleisten.   

Mangelnde Sicherheit in der Arbeitswelt trägt in wesentlichem Maße dazu bei, dass dieser Sektor kein freundliches Umfeld für weibliche Beschäftigte darstellt, und verstärkt die systembedingte Ausgrenzung von Frauen in der Verkehrs- und Logistikbranche. Diese Faktoren begünstigen, verfestigten und bestätigen die Auffassung, dass "Frauen nichts in diesem Sektor zu suchen haben". Laut einer IAO-Mitteilung zur Verkehrspolitik aus dem Jahr 2013 (Transport Policy Brief 2013) ist Gewalt gegen Verkehrsbeschäftigte einer der wesentlichen einschränkenden Faktoren für die Attraktivität von Arbeitsplätzen im Verkehrssektor für Frauen und ein Hinderungsgrund für die langfristige Bindung der dort Beschäftigten. Fast zehn Jahre später gilt dies für den Sektor noch immer.   

Das ITF-Toolkit zu C190 ist eine Ergänzung des gemeinsamen Toolkits der globalen Gewerkschaftsverbänden, das am 21. Juni 2021 herausgegeben wurde, und konzentriert sich auf die für Verkehrsbeschäftigte zentralen Belange und Inhalte des Übereinkommens.  

Angesichts der Tatsache, dass der Verkehrssektor laut C190 einer der Sektoren ist, der am stärksten von Gewalt und Belästigung betroffen ist, hilft das Toolkit, die verschiedenen Formen von Gewalt und Belästigung zu erkennen, befasst sich mit den Mythen, der Stigmatisierung und der Scham, die mit dem Thema verbunden sind, und enthält Instrumente zur Förderung und Unterstützung gewerkschaftlicher Maßnahmen für den Aufbau und die Stärkung von C190-Kampagnen.  

Damit bietet es Frauenaktivistinnen und Gewerkschaften ein nützliches Instrument für die Entwicklung ihrer Aufklärungs-, Lobby- und Verhandlungsarbeit zu diesem Thema, die für die Gewährleistung einer sicheren und gleichberechtigten Arbeitswelt für weibliche Verkehrsbeschäftigte entscheidend ist.  

Aufbau des Toolkits

Das Toolkit enthält eine Reihe von Informationsmaterialien zu Themen, die die Beschäftigten im Verkehrssektor am stärksten betreffen, sowie ein separates Informationspapier zur Festlegung von Zielen und Identifizierung von Verbündeten zur Unterstützung der Kampagne.   

In jedem dieser Informationsmaterialien werden die Hintergründe und die Bedeutung des Themas für Verkehrsbeschäftigt beleuchtet, erklärt, wie C190 helfen kann, und Anregungen für Gewerkschaftsmaßnahmen aufgezeigt.  

Das Toolkit dient den folgenden Zielen:

  • Zu verdeutlichen, welche Auswirkungen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt, einschließlich geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung, auf alle Verkehrsbeschäftigten haben, insbesondere auf weibliche Beschäftigte und andere Risikogruppen.  
  • Aufklärungsarbeit über das IAO-Übereinkommen 190 und die Empfehlung 206 (R206) und deren Relevanz für alle Verkehrsbeschäftigten zu leisten und die Bedeutung der Ratifizierung und Umsetzung zu verdeutlichen.  
  • Aufzuzeigen, wie C190 und R206 als Instrumente für die Interessenvertretung genutzt werden können, und die Gewerkschaften dazu zu ermutigen, Kampagnen gegen Gewalt und Belästigung zu planen und zu organisieren.  
  • Die Gewerkschaften dazu zu motivieren, die für Verkehrsbeschäftigte relevantesten Inhalte von C190 zu verwenden, um die Ratifizierung und Umsetzung des Übereinkommens voranzutreiben und mit den Arbeitgebern und anderen wichtigen Interessengruppen zu verhandeln.  
  • Die Rolle weiblicher Verkehrsbeschäftigter bei der wirksamen Umsetzung von C190 hervorzuheben.  

 

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