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"Safe Rates" funktionieren: Nach einer südkoreanischen Studie führt die bessere Bezahlung von Lkw-Fahrer*innen zu mehr Sicherheit

NACHRICHTEN 11 Aug 2021

Die Untersuchung eines "Safe Rates"-Systems in Südkorea, das seit Januar 2020 in Kraft ist, hat ergeben, dass es funktioniert.

"Safe Rates"-Systeme legen gesetzlich Normen für gerechte Bezahlung und Beschäftigungsbedingungen im Straßentransport fest. Sie nehmen Unternehmen an der Spitze der Vertragsketten in die Pflicht für die Erfüllung dieser Normen.

Mindestsätze für sichere Bezahlung verringern den wirtschaftlichen Druck auf das Fahrpersonal im Straßengüterverkehr, der zu riskantem Fahrverhalten führt. "Safe Rates" ermöglichen es den Fahrer*innen ferner, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien zu bestreiten, und reduzieren gleichzeitig den auf ihnen lastenden Druck, übermüdet oder zu schnell zu fahren oder ihre Fahrzeuge zu überladen. Die neue Untersuchung zeigt, dass die Theorie der "Safe Rates" in Südkorea auch in der Praxis funktioniert.

Das koreanische "Safe Rates"-System gilt für selbständige Lkw-Fahrer*innen im Container- und Zementtransportsektor. Die Untersuchung der ersten acht Monate basierte auf zwei Umfragen unter Fahrer*innen, die vor und nach dem Inkrafttreten durchgeführt wurden.

"Die Fahrer gaben an, dass der Druck zur Kostensenkung abgenommen habe," so Noel Coard, der Sekretär der ITF-Binnenverkehrssektionen. "Bei Müdigkeit, Geschwindigkeitsüberschreitung und Überladung, den Hauptfaktoren für Lkw-Unfälle, wurden ausnahmslos Verbesserungen festgestellt. Die Untersuchung bestätigte, dass das "Safe Rates"-System in Südkorea funktioniert. Und wenn es dort funktioniert, sollte es weltweit eingeführt werden."

Im Hinblick auf die Folgen der Einführung von "Safe Rates" kam die Untersuchung zu den folgenden wichtigsten Erkenntnissen:

  • Die Einkommen der Lkw-Fahrer*innen stiegen im Durchschnitt um 3,6 Prozent.
  • Die Zahl der Fahrer*innen, die während der Fahrt unter Schläfrigkeit litten, reduzierte sich um 29 Prozent. 
  • Die Zahl der Fahrer*innen, die ihre Fahrzeuge überluden, sank um 39,9 Prozent.
  • Geschwindigkeitsüberschreitungen gingen um 33,6 Prozent zurück.

"Obwohl die Löhne gestiegen sind," so Coard, "hat die Untersuchung ergeben, dass das Lkw-Fahrpersonal in Südkorea nur 56,8 Prozent des Durchschnittslohns der Verkehrsbeschäftigten im Lande erhält. Es gibt also noch großen Raum für Verbesserungen."

Die Untersuchung zeigte auch, dass das "Safe Rates"-System durch ständige Verstöße von Kunden und Verkehrsunternehmen unterlaufen wird. Das System würde sich noch positiver auf die Straßenverkehrssicherheit und die Nachhaltigkeit der Branche auswirken, wenn es ordnungsgemäß durchgesetzt würde.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass "Safe Rates" dauerhaft eingeführt und auf andere Sektoren ausgeweitet werden sollten. Er fordert eine bessere Überwachung und Durchsetzung unter Einbeziehung der Gewerkschaften und anderer Interessengruppen. Außerdem wird vorgeschlagen, das System durch die Einführung von Vergütungsnormen für Mehrparteienverträge zu verbessern. 

Hinweise:

  • Die Untersuchung mit dem Titel Analyse der ersten Auswirkungen des koreanischen "Safe Rates"-Systems und Vorschläge für eine nachhaltige Umsetzung wurde vom Fachbereich Straßentransport der Koreanischen Gewerkschaft der Angestellten bei öffentlichen Diensten und Verkehr (KPTU-TruckSol) und der Koreanischen Forschungsgruppe für "Safe Rates" (Korean Safe Rates Research Group) mit Unterstützung der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) veröffentlicht.
  • Sie bestätigt die jahrzehntelange Forschungsarbeit internationaler Wissenschaftler und Experten, aus der hervorgeht, dass gerechte Tarife für Berufskraftfahrer*innen die Sicherheit auf unseren Straßen erhöhen. Sie bestätigt ferner die in den im Jahr 2019 verabschiedeten IAO-Leitlinien zur Förderung menschenwürdiger Arbeit und der Sicherheit im Straßentransport dargelegten Grundsätze.
  • Fragen zu dieser Untersuchung bitte an die Korean Safe Rates Research Group richten (Doojoo Baek, Direktor, E-Mail: baekdj1130@naver.com). Wer mehr über die Arbeit der ITF zur weltweiten Durchsetzung von "Safe Rates" wissen möchte, wende sich bitte an die ITF-Binnenverkehrssektionen unter inlandtransport@itf.org.uk

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