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Die Rechte der australischen "Wharfies" müssen respektiert werden

NACHRICHTEN 02 Oct 2020

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) hat sich in den eskalierenden Arbeitskonflikt zwischen Patrick Stevedores und der Maritime Union of Australia (MUA) eingeschaltet und Patrick, eine Reihe von internationalen Schifffahrtsgesellschaften und nicht zuletzt die australische Regierung gemahnt, dass sie das Menschenrecht der Hafenbeschäftigten auf Kollektivverhandlungen für eine gerechte Lohnvereinbarung untergraben.
 

Patrick sollte den von der MUA angebotenen "Ölzweig" ergreifen und den Arbeitskonflikt beenden

Wie ITF-Generalsekretär Stephen Cotton erklärte, ist der globale Gewerkschaftsverband zunehmend beunruhigt über die Rhetorik der australischen Regierung, nachdem Premierminister Scott Morrison in dieser Woche mit der Entsendung von Truppen gedroht hatte, um den rechtmäßigen Streik der Hafenbeschäftigten zu zerschlagen und ihnen ihre Rechte zu verweigern, die in australischen Gesetzen und im Völkerrecht verankert sind.

"Diese Hafenbeschäftigten tun in der jetzigen Situation nichts anderes, als den Buchstaben des Gesetzes zu folgen. Sie arbeiten rund um die Uhr, um die Lieferketten in dieser Pandemie am Laufen zu halten und die Lagerbestände zu sichern. Jetzt, wo der Zeitpunkt gekommen ist, dass sie sich zur Wehr setzen, um die tiefen Einschnitte ihrer Arbeitgeber in ihre Beschäftigungsbedingungen zu stoppen, stellt sich ihnen die eigene Regierung auf, offen gesagt, hysterische und antidemokratische Weise in den Weg."

"Wie ich die Sache sehe, hat die MUA nicht nur einmal, sondern mittlerweile dreimal angeboten, den bestehenden Vertrag zu verlängern, um in einer schwierigen Zeit für Australien und die ganze Welt unnötige Konflikte zu vermeiden," so Cotton.

Cotton zufolge hat sich die MUA mit allen Kräften darum bemüht, dass der Arbeitskonflikt der australischen Bevölkerung nicht schadet, also "genau den Menschen, für deren Versorgung diese Hafenbeschäftigten während der Pandemie mit Stolz gesorgt haben". Am 2. September 2020 bat die MUA Patrick in einem Schreiben darum, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Versorgung mit medizinischen Produkten auch im Falle eines Arbeitskampfs gesichert ist.

"Vor mehr als zwei Wochen bot die MUA an, alle Arbeitskampfmaßnahmen in den Terminals von Patrick auszusetzen, wenn das Unternehmen seine Versuche unterlässt, bestehende Arbeitsplatzbedingungen abzubauen, und wieder zu konstruktiven Verhandlungen zurückkehrt. Das Unternehmen lehnte dieses Angebot ab."

"Für internationale Beobachter ist klar, dass die MUA Friedensangebote macht, Patrick Stevedores und seine Verbündeten in der Regierung Morrison es jedoch darauf anlegen, diesen Konflikt zu eskalieren, um das Komplott von Patrick zur Beschneidung der Löhne und Bedingungen dieser systemrelevanten Beschäftigten weiterzuschmieden."

"Es scheint, dass Patrick Stevedores versucht, in Port Botany eine Krise zu fabrizieren, damit das Unternehmen seinen Plan vorantreiben kann, 30 Seiten Beschäftigungsbedingungen zusammenzustreichen."

"Dieser Arbeitskonflikt ruft düstere Erinnerungen an den Hafenkonflikt im Jahr 1998 wach, als die damalige Regierung der Liberalen Partei die heimliche Ausbildung einer Gruppe von Streikbrechern unterstützte und liberale Minister ihre öffentlichen Auftritte nutzten, um Hafenbeschäftigte und ihre Familien zu verteufeln."

"Um es klar und deutlich zu sagen: Die internationale Gewerkschaftsbewegung wird einer Wiederholung des Versuchs von 1998 nicht untätig zuschauen. Wir werden unsere gesamte globale Stärke und unsere umfassenden Netzwerke zum Einsatz bringen, um die Rechte dieser australischen Beschäftigten zu verteidigen, selbst wenn die australische Regierung dies nicht tut," erklärte Cotton.
 

Mahnung an globale Schifffahrtsgesellschaften

Die ITF-Koordinatorin für maritime Industrien Jacqueline Smith teilte mit, dass die ITF mit mindestens zwei großen internationalen Schifffahrtsgesellschaften Gespräche führen werde, die sich nach Meinung der Föderation in dem Arbeitskonflikt auf die Seite des Hafenunternehmen gestellt haben.

"Wir wissen, dass Schiffe unnötigerweise von Botany zu anderen australischen Häfen umgeleitet wurden, obwohl dort keine Arbeitskampfmaßnahme stattfindet, die den Ladungsumschlag verzögern oder stoppen würde," so Smith.

"Es besteht die Gefahr, dass diese Reedereien den falschen Eindruck erwecken, die Hafenbeschäftigten in Port Botany seien in irgendeiner Weise für die Entscheidung der Unternehmen, die Schiffe umzuleiten, verantwortlich. Die Hafenbeschäftigten tragen keine Verantwortung dafür."

"Wir appellieren an alle Unternehmen im maritimen Sektor, die grundlegenden Rechte der Beschäftigten auf Kollektivverhandlungen und Verteidigung ihrer hart erkämpften Arbeitsplatzbedingungen an Land und auf See zu achten. Wenn Schifffahrtsgesellschaften mit ihrem Verhalten suggerieren, dass sie eine bestimmte Seite unterstützen, untergräbt das den Ruf dieser Unternehmen auf erhebliche und irreparable Weise," mahnt Smith.
 

Hafenbeschäftigten solidarisch gegen die virusartige Verbreitung von Lohnkürzungen

Hafenbeschäftigte rund um den Globus bereiten sich nun darauf vor, der MUA in diesem Arbeitskonflikt zur Seite zu stehen, sagt der Koordinator der ITF-Sektion Häfen Enrico Tortolano.

"Die ITF-Familie der Hafenbeschäftigten wird weltweit alle Hebel in Bewegung setzen, um einen Kahlschlag für unsere Kolleginnen und Kollegen in Port Botany zu verhindern," so Tortolano.

"Es ist sehr vielsagend, dass Patrick Stevedores bislang nicht dazu bereit war, den bestehenden Vertrag zu verlängern, und stattdessen erhebliche Einschnitte bei den Beschäftigungsbedingungen verlangt."

"Seit fast einem Jahrhundert kämpfen Hafenbeschäftigte an vorderster Front für eine Verbesserung der Löhne und Bedingungen aller Beschäftigten. Es sieht so aus, als müssten die Hafenbeschäftigten nun, inmitten dieser Pandemie, wieder einmal die Dinge richten und verhindern, dass Verschlechterungen der Löhne und Bedingungen sich wie ein Virus in der Gesellschaft verbreiten," meint Tortolano.
 

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