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Martyrium von 58 erschöpften ägyptischen Besatzungsmitgliedern beendet

NACHRICHTEN 10 Sep 2020

Achtundfünfzig erschöpfte ägyptische Seeleute sind dank gewerkschaftlicher Unterstützung endlich wieder zu Hause, nachdem die Versuche ihres Arbeitgebers, sie heimzuschaffen, an den Crewwechsel-Restriktionen der tunesischen Regierung gescheitert waren.

Zahlreiche Besatzungsmitglieder saßen nach dem Ende ihrer ursprünglich für zwei Monate vereinbarten Dienstzeit vier Monate an Bord von fünf Offshore-Versorgungsschiffen der Maridive-Gruppe vor der Küste Tunesiens fest.

Ende August gelang ihnen mit Unterstützung der ITF und einer nationalen Gewerkschaft endlich die Heimkehr, berichtet der Koordinator des ITF-Netzwerks für die arabische Welt und den Iran Mohamed Arrachedi.

"Wir hatten zahlreiche Anrufe von den Crews erhalten, und nach ersten Untersuchungen nahmen wir dann im Juli im Rahmen des Engagements der ITF für Heimschaffung von Seeleuten, die all ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllt haben, die Arbeit an dem Fall auf."

"Wir wandten uns zuerst an die Reeder und Schiffsmanager und nahmen Kontakt zu den tunesischen Schifffahrtsbehörden und den Flaggenstaatverwaltungen von Panama und Belize auf," so Arrachedi.

Während Arrachedi sich mit den Arbeitgebern der Crews und den zuständigen Behörden auseinandersetzte, gewann der ITF-Regionalsekretär für die arabische Welt Bilal Malkawi führende Mitglieder von tunesischen ITF-Gewerkschaften für die Unterstützung der ägyptischen Besatzung: Mohamed Turki, den Generalsekretär der Fédération Nationale des Transports (UGTT-FNT), und Noureddine Tabboubi, den Generalsekretär der Union Générale Tunisienne du Travail (UGTT).

Arrachedi, der schon mit vielen Fällen von Zurücklassung in der gesamten arabischen Welt zu tun hatte, war schockiert über die Erschöpfung der Besatzungsmitglieder an Bord der Schiffe der Maridive-Flotte und die schwere Arbeit, die sie über ihre ursprüngliche Vertragszeit hinaus weiter leisten mussten.

Im Juli wandte sich Arrachedi mit einem Schreiben an dem Flottenkommandanten der Maridive-Gruppe: "Wir sind sehr besorgt über die psychischen und physischen Auswirkungen dieser Situation auf die Besatzungsmitglieder. Übermüdung kann töten."

Er erklärte der Reederei und den Flaggenstaatbehörden, dass er sich der Probleme bewusst sei, mit denen die Unternehmen bei der Organisierung von Crewwechseln angesichts der zahlreichen staatlichen Transit- und Reisebeschränkungen konfrontiert seien. Dennoch könnten Seeleute nicht über ihre Vertragszeit hinaus an Bord festgehalten werden, und Arbeitgeber seien dazu verpflichtet, sie nach Ablauf ihrer Verträge, ganz gleich, für welche Zeit diese abgeschlossen seien, heimzuschaffen.

Daraufhin klagte das Unternehmen, dass alle tunesischen Flughäfen nach wie vor geschlossen seien und seine Versuche, die ägyptische Besatzung ablösen zu lassen, aufgrund der Covid-19-Restriktionen erfolglos geblieben seien. Die tunesische Regierung habe sogar nicht zugelassen, die neue Besatzung mit einem privaten Charterjet einfliegen zu lassen, so die Reederei.

Da Unterstützung seitens der ägyptischen Regierung ausblieb und die Besatzungsmitglieder infolge des langen Aufenthalts an Bord physisch und psychisch völlig erschöpft waren, begann die ITF, anderweitig nach Möglichkeiten zur Heimschaffung der gestrandeten Seeleute zu suchen.

Dies gelang schließlich über Malta, wo im Hafen von Valletta ein erfolgreicher Crewwechsel stattfand. Die Besatzungsmitglieder wurden am 18. August von dort aus nach Alexandria zurückgeflogen.

"In Tunesien befanden sich lauter verzweifelte Seeleute auf den Schiffen," berichtet ITF-Regionalsekretär Bilal Malkawi.

"Dies ist nur einer von vielen Fällen, in denen die ITF Seeleuten in der arabischen Welt in dieser schwierigen Zeit erfolgreich Unterstützung leistete." 

Crewwechsel sind für die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen weltweit nach wie vor ein Schwerpunkt, so Malkawi. Die Regierungen in der arabischen und der sonstigen Welt müssten jedoch kooperativer sein, um regelmäßige Crewwechsel über ihre Häfen und Flughäfen zu ermöglichen.
 

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