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ITF fordert dringende Maßnahmen zur Bewältigung der Luftverkehrskrise

NACHRICHTEN Presseerklärung 21 Jun 2022

Nach der heutigen Ankündigung des britischen Flughafens Gatwick, seine Kapazität im Sommer herunterzufahren, haben Verkehrsgewerkschaften die Luftverkehrsbranche aufgefordert, dringende Maßnahmen zu ergreifen, um den Arbeitskräftemangel anzugehen. 

Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) appellierte an die Unternehmen des gesamten Luftverkehrssektors, schnellstmöglich enger mit Regierungen und Gewerkschaften zusammenzuarbeiten, um die Normen im Sektor anzuheben. Der Appell zur Zusammenarbeit zielt darauf ab, die Branche wieder zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen und Kapazitätsengpässe, Flugverspätungen, lange Warteschlangen und ein schlechtes Serviceniveau zu beseitigen, die der Branche seit Monaten zusetzen.  

Millionen von Fluggästen in aller Welt sind von Flugverspätungen und -streichungen betroffen, während sich die Luftverkehrsbranche nach zahlreichen kurzfristigen Flugausfällen darum bemüht, weiteres Reisechaos zu verhindern. 

Dazu der Generalsekretär der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) Stephen Cotton:  

"Kaum ist das Reisen für Urlauber und Fluggäste endlich wieder sicher, rächen sich die Entscheidungen, die Fluggesellschaften und Flughäfen auf dem Höhepunkt der Covid-Krise getroffen haben. Die Warteschlangen, Verspätungen und kurzfristigen Flugausfälle, die wir heute beobachten, sind die Folge des Verlustes von mehr als zwei Millionen qualifizierten Arbeitskräften bei Fluggesellschaften, Flughäfen und Luftverkehrsdiensten."  

"Dieser Schritt von Gatwick wäre überflüssig gewesen, wenn die Forderungen der Luftverkehrsgewerkschaften nach Programmen zur Personalerhaltung und die jahrelangen Warnungen, dass die Beschäftigungsnormen auf ein zu tiefes Niveau sinken, nicht auf taube Ohren gestoßen wären."

"Die Arbeitgeber im gesamten Sektor – von den Fluggesellschaften bis zu den Flughäfen – müssen mit Gewerkschaften und Regierungen zusammenarbeiten, um die grundlegenden Probleme zu lösen, die die Branche lähmen. Zur Überwindung dieser Krise fordern die Verkehrsgewerkschaften eine koordinierte branchenweite Strategie zur Verbesserung der Arbeitsplatzsicherheit, der Beschäftigungsnormen und der laufenden Weiterbildungsprogramme. Die Aufrechterhaltung der Rechte der Beschäftigten ist für die Zukunftsfähigkeit der Branche unerlässlich."

"Dass Arbeitgeber und Regierungen sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, wird diese Krise nicht beenden, denn die Lieferkette ist so zerrissen, dass nur eine branchenweite Reaktion Abhilfe schaffen kann. Die Regierungen müssen eingreifen und sich mit den Arbeitgebern und Gewerkschaften der Branche zusammensetzen, um eine nachhaltige Lösung für die Krise zu finden."

Gewerkschaftsberichten zufolge haben die die in der Branche verbliebenen Beschäftigten Mühe, die erdrückende Arbeitslast zu bewältigen, und sind trotz ihrer Anstrengungen nach wie vor in hohem Maße mit verärgerten Fluggästen konfrontiert. 

Stephen Cotton weiter:  

"Der Luftverkehrssektor muss wieder zu einem erstrebenswerten Arbeitsplatz werden, wo sich die Beschäftigten wertgeschätzt fühlen. Dies wird nur mit einem höheren Lohnniveau, wirksamen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen, stabilen Arbeitsplätzen und vor allem einem Mitspracherecht der Beschäftigten in der Branche möglich sein."

"Es ist bedauerlich, dass es mitten in der Krise immer noch Arbeitgeber gibt, die das nicht begreifen. Unternehmenschefs, wie Jozsef Varadi von Wizz Air, haben die Beschäftigten dazu aufgerufen, trotz Erschöpfung weiterzuarbeiten. In einer Branche, in der Sicherheit so wichtig ist, kann ein solches Verhalten über Leben oder Tod entscheiden, und die Arbeitgeber dürfen die Sicherheit nicht weiter mit Kurzschlussmaßnahmen gefährden."

"Es ist keine Zeit für kurzfristige Maßnahmen, die die Krise nur nach hinten verschieben. Die Arbeitgeber in der Luftverkehrsbranche müssen sich mit den Gewerkschaften zusammensetzen, um praktikable Lösungen für die unmittelbaren und künftigen Herausforderungen zu finden, z. B. den Personalmangel bei den Flugsicherungsdiensten in Großbritannien, der auf den Abbau von Auszubildenden während der Pandemie zurückzuführen ist und sich durch die vorgeschriebene Ausbildungszeit von drei Jahren und das Ausscheiden von bis zu einem Drittel der Belegschaft in den Ruhestand in den nächsten fünf Jahren noch weiter verschärfen wird."

"Ohne langfristige koordinierte Strategie werden wir von einer Krise in die nächste schlittern. Die Regierungen müssen schnellstmöglich Maßnahmen ergreifen, um die Beschäftigungs- und insbesondere die Sicherheitsnormen auf einem hohen Niveau zu halten, damit die Arbeitgeber nicht gezwungen sind, ihre Tätigkeit einzuschränken." 

Die jüngste erfolgreiche Vereinbarung zwischen der niederländischen ITF-Gewerkschaft FNV und dem Flughafen Schiphol in Amsterdam ist ein gutes Beispiel dafür, wie Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammenarbeiten können, um nachhaltige Lösungen für diese Krise zu finden. Durch die Anhebung der Löhne und Beschäftigungsbedingungen und die Beseitigung der seit langem bestehenden Probleme im Bereich des Arbeitsschutzes und der Ausrüstungsstandards für alle Beschäftigten des Flughafens Schiphol, einschließlich Leiharbeitskräfte sowie Beschäftigte von Unterauftragnehmern, ist die Flughafenbehörde in ihren Bemühungen, ihren Ruf als attraktiver Arbeitsplatz wiederherzustellen, ein großes Stück vorangekommen.  

Die ITF forderte Regierungen und Arbeitgeber ferner auf, nicht nur die durch den Arbeitskräftemangel verursachte Krise zu beachten, sondern auch die von den Beschäftigten der Branche geäußerten Warnungen ernst zu nehmen. Auslöser des Alarms der Gewerkschaften sind tragische Todesfälle unter den Beschäftigten am Flughafen Heathrow (Großbritannien) und am Flughafen Gimpo (Korea) in den letzten drei Monaten. 

Abschließend erklärte Stephen Cotton:  

"In wichtigen Luftfahrtstaaten, darunter auch in den USA, äußern Piloten und Flugbegleiter große Sorgen wegen Übermüdung. Schwere Unfälle sind unvermeidbar, wenn Arbeits- und Sicherheitsnormen nicht eingehalten werden. Uns liegen Berichte von Beschäftigten vor, die 100 Stunden pro Woche arbeiten und ihr Menschenmögliches tun, um Maschinen in die Luft zu bringen und die Passagiere in ihren Flughäfen abzufertigen."

"Es ist an der Zeit, dass alle Akteure in der Branche zusammenarbeiten, um eine nachhaltige, belastbare Luftverkehrsbranche zu schaffen." 

ENDE

Über die ITF: Die Internationale Transportarbeiter Föderation ist ein demokratischer, von Mitgliedern geführter Verband von Verkehrsgewerkschaften und als die weltweit führende Institution mit Zuständigkeit für den Verkehrssektor anerkannt. Wir kämpfen engagiert für die Verbesserung der Situation der Beschäftigten und vernetzen Gewerkschaften aus 140 Ländern miteinander, um Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit für ihre Mitglieder zu sichern. Wir sind Sprachrohr für die knapp 20 Millionen Männer und Frauen, die die Mobilität der Welt sicherstellen.

 

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