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ITF-Erklärung zu Covid-19 und nachhaltigem Verkehr

NACHRICHTEN 24 Jun 2020

Die Covid-19-Pandemie stellt alle Gesellschaften vor riesige Herausforderungen. Im Zuge der Bekämpfung der Pandemie sind einige Regierungen versucht, die Inangriffnahme der Klimakrise aufzuschieben. Unsere Zukunft hängt nicht nur von der Bekämpfung des Coronavirus, sondern auch von der Lösung der Klimawandelproblematik ab. Beim Wiederaufbau unserer Volkswirtschaften müssen wir eine nachhaltige, emissionsfreie Zukunft anstreben. Andernfalls riskieren wir, in eine noch größere Krise zu schlittern.

Die Einbindung des Klimaschutzes als zentrales Element der Covid-19-Reaktion wird zur Bewältigung einer der größten Herausforderungen der Pandemie beitragen: dem Wiederaufbau unserer Volkswirtschaften. Nachhaltiger Verkehr steht bei dieser Herausforderung an vorderster Stelle. Viele Verkehrssektoren wurden durch den Shutdown massiv beeinträchtigt, und wir müssen die betroffenen Verkehrsdienste und die Existenzgrundlagen der Beschäftigten schützen.

In den nächsten zehn Jahren muss der Verkehrssektor seine Emissionen gegenüber dem Niveau des Jahres 2010 um 45 Prozent senken, um das Ziel des Weltklimarates einer Begrenzung der Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad Celsius zu erreichen. Wir brauchen ein neues, nachhaltiges Modell, dass alle gesellschaftlichen Bedürfnisse erfüllt und Menschen vor Profite stellt.

Beim Wiederaufbau des Verkehrssektors müssen wir das gescheiterte Modell der Vergangenheit unbedingt hinter uns lassen. Stetige Expansion darf nicht auf prekärer Arbeit und der ständig zunehmenden Nutzung fossiler Brennstoffe beruhen. Wir brauchen eine global abgestimmte grüne Industriepolitik, die hohe Investitionen und die umfassende gewerkschaftliche Organisierung aller Beschäftigten gewährleistet. Dies setzt einen gesamtwirtschaftlichen Ansatz voraus.

Wir brauchen hohe Investitionen in erneuerbare Energieträger, alternative Brennstoffe und eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur. Die Regierungen müssen eine führende Rolle spielen. Ein emissionsfreier Verkehrssektor muss in einer Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsdiensten verankert sein, die sich in staatlichem Eigentum befinden und einer starken demokratischen Kontrolle unterstehen.

Dieses Niveau öffentlicher Investitionen ist auch notwendig, um eine weitere Weltwirtschaftskrise zu vermeiden. Es besteht das große Risiko einer globalen Deflation, wenn die Covid-19-Pandemie zum Rückgang von Nachfrage und Investitionen führt. Die Verknüpfung von Investitionen in eine grüne Infrastruktur mit menschenwürdiger Arbeit und Kollektivverhandlungsrechten wird für eine lohnorienterte Konjunkturerholung sorgen. Dieser Ansatz muss auf globaler Ebene koordiniert werden. Ebenso wie die Industrieländer im globalen Norden eine historische Verantwortung für die Bewältigung des Klimawandels tragen, müssen wir sicherstellen, dass alle Länder Zugang zu Finanzierungsmitteln für den Übergang zu einer emissionsfreien Wirtschaft haben.

Die Rolle der Beschäftigten muss bei Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen gestärkt werden. Verkehrsgewerkschaften müssen bei den UN-Gremien, die den Verkehr regulieren, mehr Gewicht haben und an den nationalen Plänen im Rahmen des Pariser Klimaabkommens stärker beteiligt werden. Regierungsinvestitionen müssen Nachhaltigkeitsziele und eine stärkere Beschäftigtenvertretung zur Bedingung machen, unter anderem die Vertretung von Beschäftigten in Unternehmensvorständen, Vertreter*innen ökologischer Interessen auf allen Unternehmensebenen und Kompetenzentwicklungspfade für weibliche und junge Beschäftigte.

John Mark Mwanika, der Vorsitzende des ITF-Ausschusses für öffentlichen Personennahverkehr und Mitvorsitzende der Arbeitsgruppe Nachhaltiger Verkehr, erklärte:

"Die öffentlichen Verkehrssysteme und die dort Beschäftigten sind infolge der Coronavirus-Pandemie großen Belastungen ausgesetzt. Es ist wichtig, dass wir die öffentlichen Verkehrssysteme erhalten und einem langfristigen Ansatz folgen. Der Ausbau öffentlicher Verkehrsdienste in staatlichem Besitz gehört zu den wichtigsten Maßnahmenoptionen, um gegen die Klimakrise anzugehen.

Ein gutes Beispiel ist die Partnerschaft der ITF mit der C40-Gruppe fortschrittlicher Städte zur Erfüllung der Erklärung für grüne und gesunde Straßen, die die Einführung von emissionsfreien Bussen bis zum Jahr 2025 und die Einrichtung emissionsfreier Zonen bis zum Jahr 2030 verfolgt. Die ITF steht in Zusammenarbeit mit diesen Städten, um dafür zu sorgen, dass solche Investitionen menschenwürdige Arbeitsplätze mit gleichen Chancen für männliche und weibliche Beschäftigte und umfassenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen. Diese Partnerschaft ist in der jetzigen Zeit, wo die Städte ihr soziales und wirtschaftliches Leben auf sichere Weise wiederaufbauen, wichtiger denn je."

Dorotea Zec, Mitvorsitzende des ITF-Ausschusses für junge Verkehrsbeschäftigte sowie der Arbeitsgruppe Nachhaltiger Verkehr, erklärte:

"Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der Seeverkehr für die Beförderung wesentlicher Versorgungsgüter rund um den Globus ist. Um die Zukunft der Branche zu sichern, müssen wir unbedingt mögliche Wege zur Schaffung eines emissionsfreien Sektors identifizieren. Alternative Brennstoffe, wie Ammoniak und Batteriestrom, sind mögliche Optionen. Die Modernisierung der Flotte erfordert große Investitionen in den Schiffbau und erneuerbare Energien, und dies wird zum breiten Wirtschaftsaufschwung beitragen, den die Welt braucht.

Es werden künftig neue Fähigkeiten und Qualifikationen gebraucht, und Seeleutegewerkschaften müssen aktiv an den Entscheidungen mitwirken. Wir müssen den Schutz der Existenzgrundlagen aller Seeleute sicherstellen und dafür sorgen, dass die Zukunft des Sektors auf Gleichberechtigung aufbaut und weiblichen und jungen Beschäftigten gerechtere Chancen bietet. Die ITF muss außerdem aktiv bei der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation mitarbeiten, die eine wichtige Rolle bei der Herbeiführung eines gerechten Übergangs zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft spielt."

David Gobé, Vorsitzender der ITF-Sektion Eisenbahn und Mitvorsitzender der Arbeitsgruppe Nachhaltiger Verkehr, erklärte:

"Öffentliche Investitionen in den Schienenverkehr sind sehr wichtig für die Schaffung eines kohlenstofffreien Verkehrssektors. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Investitionen sorgfältig geplant werden, um unnötigen Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern zu verhindern. Die Erfahrungen zeigen, dass nur der öffentliche Sektor die Gewähr für effiziente und gut geführte Bahnsysteme bietet.

Investitionen in den Eisenbahnsektor müssen mit menschenwürdigen Arbeitsplätzen und Kollektivverhandlungsrechten einhergehen. Die Covid-19-Pandemie verschärft die bestehende Ungleichbehandlung weiblicher und junger Beschäftigter sowie weiterer an den Rand gedrängter Gruppen. Wir müssen sicherstellen, dass eine neue Welle öffentlicher Investitionen mehr Gerechtigkeit im Verkehrssektor herstellt."
 

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