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Aufhebung von Covid-19-Maßnahmen gefährdet die Beschäftigten auf dem Panamakanal

NACHRICHTEN 24 Jun 2020

Der verkehrsreichste Kanal der Welt und das Leben von Tausenden von Beschäftigten, die seinen Betrieb aufrechterhalten, sind in Gefahr, befürchtet die der ITF angeschlossene Gewerkschaft Unión de Capitanes y Oficiales de Cubierta (UCOC). Die Panamakanal-Behörde (Autoridad del Canal de Panamá - ACP) hat begonnen, die mit der Gewerkschaft vereinbarten Covid-Sicherheitsmaßnahmen wieder zurückzufahren.

Der Gewerkschaft zufolge lockert die Kanalbehörde in ihren Arbeitsbereichen Maßnahmen, die eingeführt wurden, um zu verhindern, dass sich die Beschäftigten mit dem Virus infizieren und erkranken oder aufgrund von Mehrarbeit während der Pandemie unter Erschöpfung leiden. 

Als die Regierung Panamas im März die Umsetzung von betrieblichen Covid-Protokollen einleitete, führte die staatlich betriebene Kanalbehörde Social-Distancing- und Präventionsmaßnahmen für ihre Beschäftigten ein, die zum großen Teil von der Gewerkschaft durchgesetzt wurden. Ursprünglich plante das Unternehmen Zwölf-Stunden-Schichten an sieben bis zehn aufeinanderfolgenden Tagen, um mit weniger Beschäftigten pro Schicht einen effizienten Betrieb aufrechtzuerhalten.

Die Gewerkschaft wies diese Forderung zurück und erwirkte stattdessen rotierende Schichtpläne, um einer Übermüdung der Beschäftigten vorzubeugen. Die Vereinbarung begrenzte die Zwölf-Stunden-Schichten auf maximal drei bzw. vier aufeinanderfolgende Tage. In ihrer Übereinkunft mit der Gewerkschaft legte die ACP ferner spezifische Abstandsregelungen und weitere Maßnahmen fest, wie Mindestruhetage, besondere Einsatzpläne und die Nutzung der Hafenanlagen für die Entlastung der Besatzungen der Schleppboote. Die UCOC setzte ferner die Bereitstellung von Unterkünften und Essenspaketen für Beschäftigte durch, die aus Angst, sich mit dem Virus zu infizieren und ihre Familien anzustecken, nicht nach Hause gehen wollten.

Nun aber geht die Kanalbehörde dazu über, die mit der Gewerkschaft vereinbarten Covid-19-Maßnahmen wieder aufzuheben. Anfangs folgte sie damit dem Vorgehen der Regierung Panamas, die die Covid-Restriktionen lockerte, um die Wirtschaft des Landes wieder anzukurbeln. Nachdem die Zahl der Fälle in dem zentralamerikanischen Land aber wieder anstieg und Proteste unter beunruhigten Bürger*innen ausbrachen, setzte die Regierung die Restriktionen allmählich wieder in Kraft.

Da das Land auf einen erneuten Lockdown zusteuert, sollte die ACP die mit den Arbeitskräften vereinbarten Restriktionen beibehalten, sagt die Gewerkschaft. Laut Vereinbarung muss die ACP die Gewerkschaft zu allen Änderungen der Arbeits- und Rotationspläne konsultieren, bevor sie die regulären Bedingungen wiederherstellt. Alle Änderungen müssen sich ferner strikt an den vom Gesundheitsministerium herausgegebenen Richtlinien orientieren. Da die Regierung nun die Restriktionen wiedereinführt, hat die ACP in den Augen der Gewerkschaft ihr Versprechen gebrochen, die Gesundheit der Beschäftigten an erste Stelle zu setzen und alle in der Vereinbarung enthaltenen staatlichen Richtlinien zu befolgen.

Die Lockerung der Covid-Restriktionen trotz steigender Infektionszahlen in Panama ist für die Kanalbehörde ein riskanter Poker. Ein steiler Anstieg der Infektionszahlen könnte zur Arbeitsunfähigkeit dieser wertvollen Arbeitskräfte führen, womit einer der wichtigsten Arbeitsstätten der Welt lahmgelegt würde und globale Lieferketten gefährdet wären.

Über einen Sprecher teilte die UCOC mit: "Wieder einmal sind die Beschäftigten in großer Gefahr, weil die ACP die zu unserem Schutz und für einen fehlerfreien Betrieb getroffene Vereinbarung nicht weiter einhalten will. Unsere Tätigkeit auf den Schleppbooten ist für den Kanalbetrieb unverzichtbar, und wir können nicht zulassen, dass unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird, weil die ACP nicht daran interessiert ist, Mittel zu unserem Schutz bereitzustellen. Wir verlangen, dass die vereinbarten Sonderregelungen weiter in Kraft bleiben."

Der amtierende ITF-Regionalsekretär Edgar Díaz bekräftigte das Engagement der ITF für den Schutz der Rechte der Verkehrsbeschäftigten, die in der Zeit der Pandemie systemrelevante Tätigkeiten ausführen: "Wir beobachten mit Sorge, dass Länder in der Region die Schutzmaßnahmen lockern, um ihre Wirtschaft wieder zu öffnen, was für Verkehrsbeschäftigte große Risiken mit sich bringt. Die Regierungen müssen bei der Wiedereröffnung der Wirtschaft eine konsequente Politik zum Schutz der Rechte und der Gesundheit der Beschäftigten verfolgen. In diesem Fall müssen die Regierung Panamas und die ACP der Tatsache Rechnung tragen, dass die Beschäftigten auf dem Kanal keine verfügbare Masse sind. Die zum Schutz getroffenen Vereinbarungen müssen unbedingt eingehalten werden, da die Beschäftigten eine maßgebliche Rolle für die Aufrechterhaltung des Kanalbetriebs spielen, der für die globalen Lieferketten unverzichtbar ist."

Während das Unternehmen also versucht, die mit den Gewerkschaften abgesprochenen vernünftigen Maßnahmen aufzuheben, treten unter den Beschäftigten auf dem Kanal neue Infektionen auf und in der vergangenen Woche stieg die Zahl positiv getesteter Fälle an. Zum 17. Juni gab es in Panama 21.422 Covid-19-Fälle, davon mehr als 4.300 allein in den letzten sieben Tagen. Über 450 Menschen sind in Panama bei einer Bevölkerungszahl von vier Millionen Menschen bislang am Virus gestorben.
 

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