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Neuer Gewerkschaftsverband läutet einen Umbruch im indischen U-Bahn-Sektor ein

NACHRICHTEN 28 Nov 2023

Der indische U-Bahn-Sektor expandiert rasant, was unter den Beschäftigten im ganzen Land eine neue Organisationswelle auslöst.

Im Zuge staatlicher Bemühungen, den Verkehr von Privatfahrzeugen auf öffentliche Transportsysteme zu verlagern, entwickelt sich die U-Bahn weltweit zu einem immer wichtigeren Verkehrsträger. Ein solcher Umstieg hat das Potenzial, Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung im städtischen Raum erheblich zu reduzieren und durch die Verringerung der Verkehrsüberlastung soziale und wirtschaftliche Nutzeffekte zu erzielen.

Diese positive Umweltpolitik wird allerdings allzu oft ohne Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen vorangetrieben. Neue, erweiterte U-Bahn-Systeme werden letztendlich nicht nachhaltig sein, wenn sie nicht mit menschenwürdiger Beschäftigung einhergehen. Die neue Generation von U-Bahn-Beschäftigten muss faire Löhne und Arbeitsbedingungen genießen, wenn der Sektor in den nächsten Jahrzehnten gedeihen soll.

Aus diesem Grund unterstützt die ITF die Bestrebungen der U-Bahn-Beschäftigten in ganz Indien, sich zu organisieren, zu verhandeln und für ihre Interessen einzutreten. Mit finanzieller Unterstützung der finnischen Entwicklungsorganisation SASK vernetzt die ITF die Basisorganisationen der U-Bahnbeschäftigten und hilft ihnen, Kapazitäten zur Einflussnahme auf Arbeitgeber und Regierungen aufzubauen.

Im Oktober 2023 wurde die All-India Metro Rail Employees Federation (AIMREF), gegründet, in der zunächst Gewerkschaften aus den Städten Delhi, Kalkutta und Jaipur sowie aus dem Bundesstaat Uttar Pradesh zusammengeschlossen sind. Die AIMREF wurde außerdem vom indischen Arbeitsministerium offiziell als Gewerkschaft anerkannt und von der ITF als jüngste Mitgliedsorganisation im Land aufgenommen.

Dazu der ITF-Organisationsbeauftragte im indischen U-Bahn-Sektor Saurav Jyoti Gogoi: „Es ist wichtig, dass die U-Bahn-Beschäftigten selbst die Initiative ergreifen, um die Zukunft ihres Sektors zu bestimmen, anstatt die Entscheidungen den Arbeitgebern und Regierungen zu überlassen. Dazu gehört auch, die künstliche Trennung zwischen Festangestellten und Vertragsarbeitnehmer*innen aufzuheben. Alle, die bei einer U-Bahn arbeiten, sollten Anspruch auf solide Arbeitsnormen und gewerkschaftliche Vertretung haben.“

Diese Bestrebungen stützen sich auf die Erfahrungen der All-India Railwaymen’s Federation (AIRF), die 2024 ihr hundertjähriges Bestehen feiert. Shiva Gopal Mishra, Generalsekretär der AIRF, erklärte: „Wir können unsere hundertjährige Geschichte bei der indischen Eisenbahn in den aktuellen Kampf der U-Bahn-Beschäftigten einbringen. Schon bald wird in Indien die Zahl der Beschäftigten bei den U-Bahnen größer sein als bei der Eisenbahn, und wir müssen für diesen Übergang gerüstet sein.“

Neben der Organisierung sowohl formell als auch informell Beschäftigter über die Grenzen des Beschäftigungsstatus hinweg nimmt die AIMREF auch andere Teilbereiche des U-Bahn-Sektors und der gesamten indischen Wirtschaft in Angriff. Der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der Beschäftigten im U-Bahn-Sektor und die Chancengleichheit von Angehörigen von Minderheitsreligionen und der sogenannten Scheduled Castes and Tribes (Registrierte Kasten und Stämme) müssen erhöht werden.

Wir hoffen, dass die AIMREF in dem Maße, wie die Bemühungen der U-Bahn-Beschäftigten an Dynamik gewinnen, auch Gewerkschaften aus anderen Städten in Zentral- und Südindien als Mitglieder in ihre Reihen aufnehmen wird.

VOR ORT