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Botschaft der ITF an Seeleute

NACHRICHTEN 14 May 2020

Diese Botschaft richtet sich an alle der ITF angeschlossenen Seeleutegewerkschaften und jedes einzelne ihrer Mitglieder – die Seeleute, die in diesen beispiellosen und unsicheren Zeiten zuverlässig und professionell ihre Arbeit machen.

Danke, dass ihr während der Covid-19-Pandemie weiter für die Beförderung lebensnotwendiger Güter sorgt und die Weltwirtschaft am Laufen haltet. Ohne euren aufopferungsvollen Einsatz und den vieler weiterer Verkehrsbeschäftigter befände sich die Welt in einem wesentlich schlechteren Zustand und wäre wahrscheinlich zum vollständigen Stillstand gekommen.

Am 12. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Covid-19-Ausbruch zur Pandemie. Als Reaktion darauf begannen die Länder ihre Grenzen zu schließen und Social-Distancing-Maßnahmen sowie Einschränkungen der Bewegungsfreiheit zu verfügen, um die Ausbreitung des Virus so weit wie möglich einzudämmen. Trotz dieser Restriktionen und des Expositionsrisikos gegenüber dem Virus setzten unsere Gewerkschaften und ihre Mitglieder, die Seeleute der Welt, ihre Arbeit fort, um die Versorgung mit den wichtigen Gütern, die wir für unser tägliches Leben brauchen, sicherzustellen.

Im Interesse der Gesundheit und Sicherheit der Seeleute wurde am 17. März eine einmonatige Verlängerung der Crewverträge bis zum 16. April beschlossen. Dies wurde von Seeleutegewerkschaften und Unternehmen, die ITF-Verträge unterzeichnet haben, einvernehmlich vereinbart.

Da niemand von uns Erfahrung im Umgang mit einer Pandemie hatte, hatten wir keinerlei Vorstellung davon, wie lange diese globale Gesundheitskrise dauern würde, wie schlimm sie werden würde oder was mit Arbeitgebern und Regierungen angesichts der weiteren Entwicklungen vereinbart werden müsste. Das wichtigste und vorrangige Anliegen der ITF und ihrer Mitgliedsorganisationen bei der Entscheidung über die Verlängerung der Heuerverträge bestand darin, einerseits für die Gesundheit und Sicherheit der Seeleute zu sorgen und andererseits den andauernden Schiffsbetrieb zu ermöglichen.

Viele Seeleute und ihre Familien mussten dafür große Opfer bringen, da die Vielzahl der von Regierungen verhängten Ausgangssperren und Restriktionen das Auswechseln von Schiffsbesatzungen sofort zum kompletten Stillstand brachten. Unsere Seeleute haben keine Möglichkeit mehr, nach Hause zurückzukehren, Ablösungsmannschaften können nicht mehr einschiffen, und manche Länder verwehren Seeleuten sogar ihr Grundrecht auf notfallmäßige medizinische Versorgung und Zahnbehandlung.

Ende April erklärte sich die ITF erneut damit einverstanden, die Verträge für weitere 30 Tage zu verlängern, um Gespräche und Konsultationen mit Unternehmen und UN-Agenturen über die Erarbeitung von Protokollen für die sichere Ablösung und Heimschaffung von Schiffsbesatzungen während der Coronavirus-Pandemie zu ermöglichen und Regierungen weiter davon zu überzeugen, dass Crewwechsel die Ausbreitung des Virus nicht verschlimmern.

Nach wochenlangen intensiven Bemühungen der ITF und vieler ihr angeschlossener Seeleutegewerkschaften, der Entwicklung von Protokollen und Überzeugungsarbeit bei Unternehmen und Regierungen hat die internationale maritime Gemeinschaft schließlich eine "Roadmap" für Regierungen mit Informationen für die Ermöglichung von Crewwechseln erstellt. Daraufhin gab die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) einen 12-Stufen-Plan für ihre 174 Mitgliedsstaaten heraus, der Anleitungen für die Wiederaufnahme von Crewwechseln enthält, sodass Seeleute ausschiffen und von neuen Besatzungen abgelöst werden können. Leider bedeutet das nicht automatisch, dass Restriktionen unverzüglich aufgehoben werden, da jede Regierung erst Abläufe und Verfahren für die Durchführung von Crewwechseln einführen muss, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Nach dem monatelangen Lockdown aufgrund von Covid-19 prüfen und entwickeln die Regierungen nun Pläne zur Lockerung der Einschränkungen und allmählichen Wiedereröffnung von Unternehmen. Mehr denn je werden diese Unternehmen nun unsere Seeleute brauchen, um die Lieferung von Lebensmitteln, Industriegütern und Rohstoffen zur Versorgung unserer Gesellschaften sicherzustellen.

Die Unternehmen haben für die Zeit, die die Regierungen für die Operationalisierung der Protokolle benötigen, um eine weitere Verlängerung der Heuerverträge gebeten. Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen halten jedoch eine weitere Verlängerung für kontraproduktiv und vereinbarten eine 30-tägige Umsetzungsfrist für die Protokolle vom 15. Mai bis zum 15. Juni. Die ITF erwartet von den Regierungen, in dieser Zeit konkrete Erleichterungen für Crewwechsel auf den Weg zu bringen. Am 1. Juni wird sie den Stand der Umsetzung prüfen, um sicherzustellen, dass diese Schritte nicht umsonst waren.

Menschen, die niemals auf einem Schiff beschäftigt waren, können sich nur schwer vorstellen, wie es ist, sechs, acht oder sogar zehn Monate lang an Bord eines Schiffes zu leben und zu arbeiten. Für Seeleute ist es eine Lebensweise, aber wenn ihre Verträge enden, wollen sie zurück nach Hause und haben nach dem Seearbeitsübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) auch ein uneingeschränktes Recht darauf.

Genau wie die allgemeine Bevölkerung im Zuge der allmählichen Lockerung des Covid-19-Lockdowns freuen sich auch die Seeleute darauf, endlich ihre Familien und Freunde wiederzusehen, wie wir aus den zahlreichen Berichten unserer Mitgliedsorganisationen wissen. Anders als die restliche Bevölkerung müssen viele Seeleute, wie wir wissen, allerdings nicht nur wenige Monate, sondern fast ein Jahr und manche sogar länger darauf warten.

In seinen täglichen Pressekonferenzen hat der WHO-Generaldirektor wiederholt die Notwendigkeit "nationaler Einheit und internationaler Solidarität" betont. Für die im Welthandel tätigen Seeleute bedeutet das, geschlossene Staatsgrenzen und die Erwartung, dass sie aus Solidarität und für das Wohl der Welt ihre Arbeit fortsetzen, ohne dass die Welt ihnen umgekehrt Solidarität entgegenbringen würde.

Doch so viel ist gewiss: Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen werden die UN-Organisationen, Regierungen und Arbeitgeber weiter unter Druck setzen, die Ermöglichung von Crewwechseln zur höchsten Priorität zu machen, damit sie ohne Probleme durchgeführt werden können. Die Weltgemeinschaft muss kollektive Verantwortung übernehmen und Seeleute nicht nur als "systemrelevante Arbeitskräfte" anerkennen, sondern konkret beweisen, dass ihre in internationalen und nationalen Gesetzen, wie dem Seearbeitsübereinkommen der IAO, verankerten Rechte, geachtet werden.

An der vordersten Front der Pandemie sind zahlreiche Helden und Heldinnen im Einsatz, vom Gesundheitspersonal über Reinigungskräfte bis zu den Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie und bei allen Verkehrsträgern, einschließlich der Seeleute. Die ITF und ihre Mitgliedsorganisationen – eure Gewerkschaften – werden nicht nachlassen, bis alle Seeleute sicher nach Hause zurückgekehrt sind und diejenigen, die zu Hause geduldig darauf gewartet haben, ihre Kolleginnen und Kollegen an Bord abzulösen, eingeschifft sind, sodass die Weltgüter dank euch allen weiter dahin gelangen, wo sie gebraucht werden. Wenn die Regierungen der Welt einen reibungslosen Warenfluss sicherstellen wollen, müssen sie es ermöglichen, dass Schiffsbesatzungen ohne Verzögerungen abgelöst werden.


Wir werden auf unserer Sonder-Webseite zu Covid-19 und der ITF-Webseite für Seeleute weiter über den Fortschritt unserer Bemühungen berichten.

 

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