In Bangladesch wurden für über 200.000 Beschäftigte in der Binnenschifffahrt erheblich verbesserte Beschäftigungsbedingungen und eine stolze Lohnerhöhung von 60 Prozent durchgesetzt. Vorangegangen waren monatelange Streiks und Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften der Beschäftigten und Reedern.
Die Naujan (Beschäftigte in der Flussschifffahrt) arbeiten auf Tausenden von Schiffen, die Passagiere und Fracht auf den über 4.800 Kilometer langen schiffbaren Flüssen, Kanälen und Wasserläufen befördern, die für die Wirtschaft Bangladeschs von zentraler Bedeutung sind.
Sie sind in acht Gewerkschaften organisiert, die sich zur Bangladesh Noujan Sramik Federation (BNSF) zusammengeschlossen haben. Die BNSF ist Mitglied der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF).
Der Vorsitzende der ITF-Sektion Binnenschifffahrt Yury Sukhorukov begrüßte den Erfolg der BNSF: "Wir gratulieren den Naujan von Bangladesch – den Mitgliedern und Vorsitzenden der BNSF, die eine beeindruckende Lohnerhöhung für ihre Mitglieder durchgesetzt haben. Sich so zu organisieren, zu verhandeln, einzusetzen und ein solches Ergebnis zu erzielen, ist ein Zeugnis ihrer Entschlossenheit und Beharrlichkeit."
Ashiqul Alam Chowdhury, Generalsekretär der BNSF, erklärte, dieser Erfolg werde den Lebensstandard der Beschäftigten in der Flussschifffahrt Bangladeschs erheblich verbessern. "Für einige von ihnen wird sich das Einkommen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln," so Chowdhury.
Der neue Vertrag sieht die folgenden Verbesserungen vor:
- Lohnerhöhungen nach 3, 6 und 9 Jahren ununterbrochener Tätigkeit,
- Einführung von Wohngeld von bis zu 50 Prozent des Grundlohns,
- verbesserte Krankenversicherung,
- Einführung einer Verpflegungszulage,
- Einführung einer Waschzulage,
- Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen,
- Lohnerhöhungen rückwirkend ab Anfang November 2022.
Die Lohnvereinbarung ist ein Schritt nach vorn auf dem langen Weg zur Beseitigung von Armutslöhnen
Nach Angaben der BNSF sieht die neue Vereinbarung eine Anhebung der in der Flussschifffahrt geltenden Löhne um durchschnittlich 60 Prozent vor, wobei die Mindestlöhne in allen Dienstgraden steigen werden.
Für niedrigere Dienstränge, wie Leichtmatrosen, Köch*innen und Reinigungskräfte an Bord von bestimmten Schiffen, die auf den Hauptwasserwegen des Landes verkehren, wird der Lohn von monatlich 10.000 BDT im vergangenen Jahr auf jetzt 18.765 BDT (160 Euro) steigen. Das Einkommen von Kapitänen ersten Ranges, der höchste Dienstgrad, wird auf 42.062 BDT (360 Euro) angehoben.
Damit wird ein neuer Präzedenzfall für die Beschäftigten in der Flussschifffahrt Bangladeschs geschaffen, die in der Vergangenheit sowohl von ihrer Regierung als auch von Arbeitgebern benachteiligt und abgeblockt wurden, die beide nichts gegen die im Armutslöhne des Sektors unternehmen wollten.
In den letzten Jahren wurde die Situation katastrophal, insbesondere nachdem die Regierung die Lohnerhöhungen für die Beschäftigten in der Flussschifffahrt von denen der Staatsbediensteten entkoppelte.
Dieser Erfolg ist zwar ein Durchbruch und macht den Rückstand teilweise wieder wett, reicht aber den Gewerkschaften zufolge nicht aus. Das Monatseinkommen der meisten Besatzungsmitglieder von Flussschiffen bleibt unter dem nationalen Durchschnittlohn von 26.000 BDT.
Die Regierung und die Arbeitgeber Bangladeschs müssen mehr gegen die Armutslöhne des Sektors tun. Die Beschäftigten haben wiederholt einen Mindestlohn von 20.000 BDT im Monat für alle bangladeschischen Beschäftigten in der Flussschifffahrt gefordert.
"Dieser Sieg ist wichtig," so Chowdhury. "Aber es ist nicht unser letzter. Wir haben mit unseren Streiks gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit für das wirtschaftliche Leben Bangladeschs ist. Ohne Naujan bewegt sich in unserem Land nichts. Wir sind das schlagende Herz Bangladeschs."
"Ich danke der ITF und den ihr angeschlossenen Verkehrsgewerkschaften für ihre Solidarität mit den Naujan," erklärte er. "Wir werden weiter zusammen kämpfen, bis alle Beschäftigten in der Flussschifffahrt in Würde leben und ihre Rechte geachtet und garantiert werden. Solidarity forever!"