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Uber und die Zukunft der Gig Economy

NACHRICHTEN Presseerklärung 24 Mar 2021

Erklärung des ITF-Generalsekretärs Stephen Cotton:

Die Ankündigung von Uber am Dienstag, britische Fahrer*innen als Angestellte einzustufen, ist ein Wendepunkt im globalen Kampf um Rechte in der Gig-Economy.

Dank einer Kehrtwende, die nur durch jahrelange Organisationsarbeit, kollektive Maßnahmen und Rechtsklagen von Beschäftigten möglich wurde, haben Uber-Fahrer*innen in Großbritannien nun Anspruch auf bessere Bezahlung und Leistungen. Dies ist ein Beweis für die Wirksamkeit kollektiven Handelns. Wenn Beschäftigte sich zusammentun, können sie positive Veränderungen für alle erreichen. Uber beginnt seinerseits allmählich zu begreifen, dass sein Geschäft nicht weiter funktionieren kann, wenn die Beschäftigten nicht die Rechte erhalten, die ihnen zustehen. Uber muss sich an alle Vorgaben im Urteil des Obersten Gerichtshofs halten, das den Weg für diese Änderungen geebnet hat.

Nun stehen auch weitere Gig-Plattformen unter Druck, diesem Beispiel zu folgen. Die Organisierung der Beschäftigten hat in letzter Zeit bereits zu einer Reihe von Erfolgen geführt, von den Niederlanden über Spanien und Italien bis nach Australien. Deliveroo, das Unternehmen, das als “große britische Erfolgsgeschichte” gefeiert wurde, scheint allerdings zunehmend ins Abseits zu geraten. Während konkurrierende Unternehmen wie Foodora, Just Eat und Hungry Panda Kurier*innen mehr Rechte und Respekt zugestehen, sperrt sich Deliveroo hartnäckig gegen jegliches Entgegenkommen. Pünktlich zum Börsengang hat das Unternehmen eine kurzfristige Charmeoffensive gestartet, macht jedoch keinerlei Anstalten, Mindestlöhne, Urlaubs- oder Krankengeld einzuführen, ungerechtfertigte Kündigungen zu stoppen oder gefährliche Arbeitsbedingungen anzugehen.

Es ist an der Zeit, dass alle Plattformfirmen ihre Angestellten anhören und sicherstellen, dass für alle Beschäftigten in der Gig Economy gleiche Rechte und gleicher Schutz vor dem Gesetz gelten und ihnen Respekt entgegengebracht wird. Mit seiner jüngsten Kursänderung hat ausgerechnet Uber mit dem hartnäckigsten Mythos von Deliveroo aufgeräumt, dass Flexibilität unvereinbar mit mehr Rechten ist. Investor*innen sollten gut aufpassen: Unternehmen wie Deliveroo können mit einer zutiefst rückschrittlichen Politik weitermachen, die nach Ausbeutung im Stil des 19. Jahrhunderts stinkt, oder die Zeichen der Zeit erkennen und ihre raubtierhaften Geschäftsmodelle ein für alle Mal in Ordnung bringen.

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