London (Großbritannien) – Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) erklärte heute, dass die Untätigkeit der Regierungen und Branchenakteure im Hinblick auf die Bewältigung der systemischen Probleme des Verkehrssektors, die ihn zu einem wenig attraktiven Beschäftigungsfeld gemacht haben, in der bevorstehenden Hauptreisesaison mit großer Wahrscheinlichkeit Unterbrechungen der Lieferketten, Flugverspätungen, eine Überlastung der Flughäfen und ein schlechtes Serviceniveau zur Folge haben werden.
Angesichts der heutigen Ankündigung von EasyJet, 1.700 Flüge zu streichen, erklärte ITF-Generalsekretär Stephen Cotton, die ITF prognostiziere eine weitere chaotische Hauptreisezeit, da mehrere Fluggesellschaften und Flughäfen infolge der unzureichenden Personalausstattung, die weiter hinter dem Wiederaufschwung der Branche zurückbleibt, ihre Flugpläne reduzieren oder Passagierobergrenzen einführen.
"Das Einstellungsniveau im gesamten Luftverkehrssektor, unter anderem im Bereich der Flugsicherungsdienste, der Wartung, des Kabinen- und des Bodenpersonals, deckt nach wie vor nicht den Bedarf," so Cotton. "Und die Passagiere sollten wissen, dass die zu erwartenden Störungen im Reiseverkehr nicht den Beschäftigten zuzuschreiben sind, die an vorderster Front unter diesen außergewöhnlichen Umständen ihr Bestes geben."
"Dem Vernehmen nach wird versucht, mit dürftigen Anreizen Personal abzuwerben, statt den Kern des Problems, nämlich den Mangel an menschenwürdiger Arbeit, angemessenen Arbeitszeiten und gerechten Löhnen, anzugehen. Es ist Zeit damit aufzuhören, Knochenbrüche mit Pflastern zu heilen."
Die Unfähigkeit der Regierungen vieler Länder, ausreichende Personaldecken in Zoll- und Einwanderungsbehörden sicherzustellen, verschärfe die Situation noch zusätzlich, so Cotton weiter.
"Das Flughafenchaos des letzten Sommers ist in das Gedächtnis von Millionen von Fluggästen und Urlaubern eingebrannt, die die Auswirkungen des Verlusts von über 2 Millionen qualifizierten Beschäftigten bei Fluggesellschaften, Flughäfen und den Lieferketten des Luftverkehrs schmerzhaft zu spüren bekamen. Leider bestehen die Personalengpässe noch immer, genau wie das Risiko für den Sommerreiseverkehr."
Neben diesen Engpässen haben schlechte Löhne und Beschäftigungsbedingungen in den wichtigsten Luftverkehrsmärkten der Welt zu Unruhen unter den Beschäftigten geführt, da die Gewerkschaften grundlegende Probleme in Angriff nehmen, die die Wurzel des Problems darstellen. Im letzten Monat wurden Dutzende von Flügen vom schweizerischen Drehkreuz in Genf annulliert, bis mit der Gewerkschaft der Beschäftigten eine Einigung erzielt wurde, nachdem die Flughafenbehörde einen Lohnstopp verhängt hatte.
"Aufgrund des globalen Charakters des Luftverkehrs kann die Lösung nicht einer einzigen Partei aufgebürdet werden, sondern erfordert eine koordinierte Antwort aller betroffenen Parteien," erklärte Cotton. "In manchen Regionen der Welt gab es zwar gewisse Fortschritte, aber die Nachhaltigkeit des Luftverkehrs steht nach wie vor auf dem Spiel."
"Wir fordern Regierungen und Arbeitgeber auf, sich mit den Gewerkschaften an einen Tisch zu setzen, um etwas gegen das hohe Maß an Outsourcing, Befristungen, ungünstigen Schichtplänen, Niedriglöhnen und eingeschränkten Leistungen zu unternehmen, die dazu führen, dass der Luftverkehrssektor nicht mehr die überzeugende Beschäftigungsoption bietet, die er einmal darstellte."
Weitere Informationen sind auf Anfrage bei media@itf.org.uk erhältlich.